Under pressure – wenn der Druck zu groß wird, brauchen wir Resilienz
Geben Sie einmal das Wort „Hydraulikpresse“ bei YouTube ein. Schnell werden Sie auf Videos stoßen, in denen die Pressen so ziemlich alles zerquetschen – vom Kuscheltier bis zum Golfball. So ähnlich funktioniert auch unsere moderne Gesellschaft. Der Druck, dem wir ausgesetzt sind, ist außergewöhnlich hoch und manchmal werden auch wir davon regelrecht zusammengepresst, bis nichts mehr geht.
Wir nehmen täglich viele unterschiedliche Rollen wahr: Vorgesetzter, Führungskraft, Kollege, Freundin, Vater, Mutter, Bruder, Tochter usw. Manchmal fühlt es sich an, als würden wir von der Belastung aus Job, Familie, Freizeit geradezu erdrückt. Sind wir nun „weich“ und zartbesaitet, dauert es nicht lange, bis wir dem Druck nachgeben. Haben wir hingegen eine festere Schale, können wir die Last besser ertragen. Dieser Gedanke bringt mich zu meinem heutigen Thema: Resilienz.
Was ist Resilienz und warum ist sie wichtig?
Resilienz wird oftmals mit Widerstandsfähigkeit gleichgesetzt und man könnte sie am besten als das Immunsystem unserer Seele bezeichnen. Resiliente Menschen haben die Fähigkeit, Lebenskrisen, Belastungen und Beeinträchtigungen gut durchzustehen. Im Gegensatz zu anderen, die in schweren Situationen zu Suchtmitteln greifen, Depressionen bekommen oder sich aufgeben, haben sie eine „Teflon-Schicht“, an der Stress und Belastungen abperlen. Psychologen definieren Resilienz als den Prozess, sich angesichts von Krisen, Tragödien, Stressquellen – beruflich wie privat – gut anzupassen. Durch diese innere Widerstandsfähigkeit ist es nicht nur leichter, sich von schwierigen Erfahrungen zu erholen, es entsteht sogar ein persönliches Wachstum. Obwohl widrige Ereignisse schmerzhaft und schwierig sind, müssen sie nicht den Ausgang Ihres Lebens bestimmen. Es gibt viele Aspekte in Ihrem Leben, die Sie kontrollieren, verändern und an denen Sie wachsen können. Das ist die Rolle der Resilienz. Gerne möchte ich Ihnen einige Tipps mit auf den Weg geben, wie Sie Ihre Resilienz stärken.
Tipp Nr. 1: Die Krisenkompetenz kennen
Mit Sicherheit haben Sie in Ihrem Leben schon kleinere und größere Herausforderungen gemeistert. Eine einfache Übung macht Ihnen Ihre Krisenkompetenz bewusst. Notieren Sie sich auf einem Zeitstrahl Ihres Lebens alle Krisen – das reicht von Veränderungen wie einem Umzug als Kind bis hin zu einem Verlust usw. Sie können jetzt überlegen, wie Sie einem Freund beschreiben würden, wie Sie es durch diese Krisen geschafft haben. Wie haben Sie gehandelt, was hat Ihnen Kraft gegeben? Nach den ersten beiden Schritten sollten Sie sich ebenfalls bewusst machen, was Sie persönlich gelernt haben. Hat die Krise auch eine positive Seite – Sie stärker gemacht? Steht jetzt die nächste schwere Situation an, dann können Sie auf Strategien aus der Vergangenheit zurückgreifen, denn Sie wissen, dass Sie Kompetenzen haben, um Krisen zu meistern.
Tipp Nr. 2: Fördern Sie Ihren Optimismus
Grundsätzlich haben alle Resilienten eines gemeinsam: Sie sind optimistisch und sehen stets das Licht am Ende des Tunnels. Ihre Zuversicht können Sie noch weiter stärken, indem Sie sich bewusst machen, über welche Fähigkeiten Sie verfügen. Verlieren Sie auch in aussichtslosen Situationen Ihren Humor nicht? Haben Sie eine pragmatische Herangehensweise an Probleme? Versuchen Sie stets das Beste aus allem zu machen? Schreiben Sie sich eine Liste mit Kompetenzen, die Sie auszeichnen – gerne auch mit der Unterstützung der Familie oder Freunden. Kommt die nächste Krise um die Ecke, dann wissen Sie genau, worauf Sie sich verlassen können.
Tipp 3: Den Blickwinkel ändern
Eine Krise fühlt sich manchmal an, als wäre man in einem Labyrinth gefangen oder würde sich im Kreis drehen. Alle Lösungsversuche versagen – und man läuft immer wieder gegen die Wand. Was es jetzt braucht, ist eine Auszeit. In vielen Fällen hilft der physische sowie psychische Abstand zur Situation, um wieder klare Gedanken zu fassen. Überlegen Sie, in welchen Situationen Ihnen meist die besten Ideen in den Sinn kommen. Beim Wochenende in den Bergen? Wenn Sie eine neue Umgebung das erste Mal sehen? Beim Laufen in der Natur? Beim Lesen eines Buches? Dann tun Sie genau das, um einen neuen Blickwinkel zu gewinnen und kreative Lösungen für Ihre Situationen zu finden.
Tipp 4: Achtsamkeit
Resilienz und Achtsamkeit gehen oft Hand in Hand. Wenn Sie achtsam mit sich, Ihrer Umwelt und den Mitmenschen umgehen, dann spüren Sie schneller, wenn etwas aus dem Gleichgewicht gerät und sich eine Krise anbahnt. Das gilt natürlich nicht für überraschende Ereignisse, die niemand vorhersehen kann. Nichtdestotrotz hilft gerade Selbstachtsamkeit, die eigene Resilienz zu stärken. Sorgen Sie also gut für sich selbst. Etablieren Sie Rituale und Routinen, die Ihrem Körper und Geist guttun.
Tipp 5: Entscheiden Sie jetzt
Kennen Sie den Overchoice-Effekt? Dieser tritt dann auf, wenn die Auswahl zu groß ist und wir uns schwertun, uns zu entscheiden. Vielleicht haben Sie sich auch schon dabei ertappt, stundenlang auf Netflix den richtigen Film für den Abend zu suchen oder aus der großen Auswahl im Supermarkt einen Joghurt zu wählen. Schon bei diesen vermeintlich einfachen Entscheidungen kann es zu Stress kommen. Haben wir jetzt gewichtigere zu treffen, dann schieben wir es gerne auf die lange Bank. Je mehr Entscheidungen sich anhäufen und je mehr sie in Abhängigkeit zueinanderstehen, desto größer wird der Stress. Resiliente Menschen entscheiden dann, wenn es gebraucht wird und nicht zu spät. Als Übung können Sie sich alle anstehenden Entscheidungen notieren und dann abarbeiten – jeden Tag eine Entscheidung.
Tipp 6: Beziehungspflege
Wahrscheinlich haben Sie sich bei Tipp 1 auch notiert, dass Ihnen andere Menschen geholfen haben, Krisen zu überstehen. Gute Freunde, die Familie und enge Vertraute sind wichtig für Resilienz. Investieren Sie in gute Beziehungen, dann können Sie in Krisenzeiten auf deren Unterstützung bauen.
Resilienz – ein Erfolgsfaktor
Kein Leben ist perfekt. Wir alle erleben Krisen und stehen unter dem Druck der „Hydraulikpresse“ unserer Gesellschaft. Doch mit Resilienz haben wir ein wirkungsvolles Mittel, um dagegen anzugehen. Wenn wir unser seelisches Immunsystem täglich trainieren, dann überstehen wir auch schwere Zeiten und können sogar an diesen wachsen.
Wenn auch Sie merken, dass der Druck zu groß wird und sich etwas in Leben ändern muss, dann lassen Sie uns gerne sprechen.