Ein Gespräch und alles ist gut?

Neulich erhielt ich von einem Bekannten eine Nachricht bei WhatsApp, die mich ins Nachdenken brachte. Mein Bekannter, nennen wir ihn Florian, weiß, was ich tue und sprach mich an, ob wir nicht einmal eine Stunde sprechen könnten. Er habe ein Problem und möchte dieses aus der Welt schaffen. Doch ist es mit einem Gespräch wirklich schon getan?

Ein Coaching Gespräch und alles ist gut? - Kugelstosspendel

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Grundsätzlich spreche ich mit jedem Menschen gerne über seine Herausforderung und unterstütze ihn darin, diese zu meistern. Doch in einer Stunde Gespräch lässt sich, wenn überhaupt, nur an der Oberfläche kratzen. Die tiefliegenden Ursachen bleiben weiter verborgen und werden sich immer wieder äußern, wenn keine Veränderung stattfindet.

Am Anfang steht die Analyse

Florian war bereits klar, was für ein Problem er hat – dies ist ein guter Ansatz, um mit dem Coaching zu starten. Dennoch brauchte es einige Gespräche, um sein Problem zu analysieren. Woher kommt es? Wieso belastet es ihn? Wie wirkt sich das Problem auf sein Umfeld aus? Diese und viele weitere Fragen haben wir gemeinsam besprochen. Manchmal kommen aber auch Menschen zu mir, die gar nicht so genau wissen, wo der Schuh drückt. Sie wissen nur, dass es ihnen nicht gut geht und sie etwas verändern müssen. Eine Stunde Gespräch hilft diesen Menschen nicht weiter, vielleicht werden sie sogar verunsichert, wenn verschiedene Themen zur Sprache kommen. Es kann ebenso sein, dass im Gespräch eine ganz andere Herausforderung zu Tage gefördert wird, die bisher noch gar kein Thema war. Deshalb steht am Anfang jedes Coachings eine ausführliche Analyse, die klar aufzeigt, was das eigentliche Problem ist, damit wir dann effektive Maßnahmen einleiten können.

Jeder Mensch ist anders – jedes Coaching auch

Wir alle sind unterschiedlich, geprägt durch unsere Erfahrungen, Erlebnisse und unseren ureigenen Charakter. Deshalb gibt es nicht das eine Coaching, das für jeden passt. Florian beispielsweise ist kein Typ, der meditiert oder seine Gedanken aufschreibt, dafür geht er gerne ins Fitnessstudio und arbeitet mit strukturierten Plänen. Hätte ich ihm gesagt, dass er sich ruhig in den Wald setzen oder ein Tagebuch führen soll, hätte das keine Früchte getragen. Im Coaching finden wir die passenden Methoden und lösen das Problem – aus Erfahrung dauert das mindesten vier Wochen. Erst dann ist es überhaupt möglich, neue Denkweisen zu implementieren. Jeder, der denkt mit einem Gespräch seien alle Probleme gelöst, ist leider auf dem Holzweg. Auch Florian habe ich das gleich zu Beginn erklärt: Wenn er etwas verändern möchte, dann ist das ein längerfristiges Projekt, an dem er maßgeblich beteiligt ist. Wir arbeiten jetzt schon einige Monate zusammen und ich freue mich, dass Florian mit neuen Strukturen und den für ihn passenden Methoden an seinem Thema arbeitet.

Der Blick von außen macht den Unterschied

Wir können Situationen immer nur aus unserem eigenen Blickwinkel betrachten, wir sehen ein Problem so, wie wir es eben sehen. Wenn wir unsere Familie oder Freunde zu ihrer Sicht der Dinge fragen, dann ist das meist mit vielen Emotionen verbunden. Es könnte sein, dass jemand direkt davon betroffen ist oder uns schon so lange kennt, dass er weiß, was wir jetzt hören wollen. Ein anderer mag zwar offen die Meinung sagen, aber dann denken wir mitunter, dass diese Person einfach immer dagegenreden muss oder gerade selbst so einiges durchmacht und deshalb so aufbrausend ist. Ein neutraler und objektiver Gesprächspartner wie ein Coach, tut in einer solchen Situation gut. Er sucht nicht seinen eigenen Vorteil, wenn er mit Ihnen spricht, wie es vielleicht manche Bekannte tun, die sich einmischen. Er wird Ihnen auch nicht nach dem Mund reden, nur weil er Ihnen nicht auf die Füße treten möchte und er ist wirklich daran interessiert, dass Sie Ihr Problem lösen – und das braucht nun einmal mehr Zeit als eine Stunde.