Das eigene Leid lindert nicht das der anderen

„Ich fühle mich so machtlos und dabei würde ich so gerne helfen, kann aber nicht mehr tun, als zu spenden. Jetzt habe ich auch noch ein total schlechtes Gewissen, weil wir nächste Woche in den Urlaub fahren. In der momentanen Weltsituation darf ich das doch gar nicht genießen.“ Mit diesen Worten kam Stefanie neulich auf mich zu. Und sie ist mit ihren Gedanken nicht allein, denn ich erlebe, dass es vielen Menschen derzeit ähnlich geht.

Das, was gerade passiert, ist ohne Frage schrecklich. Wir sollten uns natürlich darüber bewusst sein, dass viele Menschen aktuell leiden, ihr Zuhause verlieren und von ihren Familien getrennt werden. Die Auswirkungen, die auch uns treffen, sind belastend und sorgen vermehrt für negative Gedanken. Mitunter leiden wir selbst sehr unter den Umständen, ziehen uns zurück oder geraten unbewusst in eine Abwärtsspirale, die uns viel Energie kostet, da wir uns mit nichts anderem mehr beschäftigen können. An dieser Stelle möchte ich Ihnen eine ernsthafte Frage stellen und ich bitte Sie, diese ehrlich zu beantworten: „Lindert Ihr eigenes Leid das Leid anderer Menschen?“

Selbstbestrafung und Glücksberaubung helfen keinem weiter

In unserem Gespräch erzählte mir Stefanie ebenfalls, dass sie sich schlecht fühle, wenn sie gute und positive Dinge erlebt, da viele andere Menschen doch gerade alles verlieren würden. Sie traue sich gar nicht mehr richtig, sich etwas Schönes zu kaufen und im Hinblick auf ihren Urlaub denkt sie, dass sie die Tage nicht glücklich sein darf. Ich kann ihre Gedanken verstehen, doch auf der anderen Seite bringt es uns nichts, wenn wir uns selbst bestrafen oder uns keine Glücksmomente mehr gönnen. Leider ist es in unserer Welt so, dass viele Menschen tagtäglich leiden müssen, sei es durch Krieg, Hunger, Krankheiten, Unterdrückung oder andere Umstände. Das ist durch die Ereignisse in der Ukraine jetzt ein ganzes Stück näher an uns herangerückt und wir können es deutlich spüren. Mitgefühl und Empathie sind in dieser Situation wichtig und menschlich, doch sich selbst für das Leid anderer zu bestrafen oder sich des eigenen Glücks zu berauben, macht uns nur selbst fertig und hilft niemandem weiter.

Dankbarkeit – wichtiger denn je

Je mehr wir auf das Weltgeschehen blicken, desto dankbarer sollten wir für das sein, was wir haben. Nehmen Sie sich doch einmal vor, jeden Tag vor dem Einschlafen an drei Dinge zu denken, für die Sie dankbar sind. Gerne können Sie dies auch zusammen mit Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner durchführen. Rufen Sie sich ganz bewusst Gedanken in den Sinn, die Sie dankbar machen. Und ja, sie dürfen sich darüber freuen und glücklich sein. Zahlreiche Studien und wissenschaftliche Forschungen belegen, dass Dankbarkeit eine optimistische Grundhaltung fördert, sich positiv auf die Lebensfreude auswirkt und auch die Gesundheit stärkt. Darüber hinaus macht sie uns resilienter und stärkt die Verbundenheit und Beziehung zu unseren Mitmenschen. Wenn Sie sich durch Dankbarkeit auf das Gute in Ihrem Leben fokussieren, wird Ihnen das neue Energie geben.

Positive Gedanken bringen Kraft

Wir sind den ganzen Tag mit unzähligen Gedanken beschäftigt – etwa 60.000 an der Zahl. Eine Studie der National Science Foundation zeigt auf, dass etwa 80% davon negativ sind. Jetzt könnten Sie glauben, dass Sie diesen Gedanken machtlos ausgeliefert sind. Doch rufen Sie sich immer wieder ins Gedächtnis, dass Sie die Macht über Ihre Gedanken haben: Sie entscheiden selbst, welchen Sie Raum geben, welche Sie weiterfolgen und welche Sie einfach nur kurz vorbeiziehen lassen. Wenn wir anderen Menschen helfen wollen, ist es wichtig, dass wir selbst Kraft tanken, um genug Energie aufbringen zu können. Mit aufbauenden Gedanken, Dankbarkeit und der Einstellung, dass wir durch unser Leiden niemanden helfen, gelingt es uns viel besser, selbst zu kraftvollen Unterstützern zu werden.

Wenn es Ihnen gerade schwerfällt, positive Gedanken zu haben und Sie spüren, dass Sie stark unter der momentanen Situation leiden, dann hilft ein vertrauensvolles Gespräch. Gerne unterstütze ich Sie dabei, wieder neue Kraft zu tanken – rufen Sie mich einfach an oder schreiben Sie mir.