„Du bist nicht gut genug“

Es gibt Mitarbeitende, die geben auf, sobald sie schlechtes Feedback bekommen. Lassen sich hängen oder verlassen das Unternehmen. Andere werden wütend, beschweren sich und machen ihre Arbeit nicht mehr richtig. Und dann gibt es die, die heutzutage so gern „resilient“ genannt werden. Die am nächsten Tag wieder pünktlich erscheinen und ihre Arbeit machen, die sich Mühe geben, noch besser zu werden ...

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So einer ist mein ehemaliger Klient Alexander. Als Außendienstmitarbeiter ist er tagtäglich unterwegs. Er mag seinen Job nicht nur, er ist richtig gut darin und erfolgreich in seinem Bereich. Die Vorgaben seiner Vorgesetzten erreichte er nicht nur, er arbeitete sogar darüber hinaus, um sie zu übertreffen.

Doch trotz seiner hervorragenden Ergebnisse und seiner außerordentlich guten Quartalszahlen, war Alexanders Leistung nie ausreichend für seine Vorgesetzten. Ganz im Gegenteil: immer wieder erntete er schlechtes Feedback. Und so strengte er sich noch mehr an und noch mehr – weit über seine Belastungsgrenze hinaus. Er wurde immer unglücklicher und gestresster, was mit der Zeit negative Auswirkungen auf seine Gesundheit hatte.

„Mario, was soll ich machen?“

Alexander kontaktierte mich und fragte nach meinem Rat. Er hatte sich zwischenzeitlich bei einer anderen Firma in derselben Branche beworben – und direkt eine Zusage bekommen. Doch er war sich unsicher, was er machen sollte. Klar, er war mit seiner derzeitigen Stelle nicht zufrieden, ihn plagte aber auch die Befürchtung, der neue Job könne seine Situation noch verschlechtern.

Menschen gewöhnen sich an die unmöglichsten Zustände. Was sie gewöhnt sind, das können sie kontrollieren. Sie scheuen oft die Veränderung aus Angst vor Verschlechterung, wofür sie – angeschlagen wie sie sind – gar keine Kapazitäten mehr haben. Und auch Alexander fragte sich: Neuer Job, neue Chance oder alter Job und dafür wissen, was ihn erwartet?

Blockierende Sätze aus der Kindheit

Ich stellte während der ersten Gespräche mit Alexander schnell fest, dass er wie ausgehungert war, was Lob und Anerkennung betraf. Das hatte dazu geführt, dass er sich mehr und mehr unter Druck gesetzt hatte – aber was war die Ursache? Zusammen konnten wir die Wurzel des Problems in seiner Kindheit ausmachen. Seitdem lag ihm nämlich der Glaubenssatz „Du bist nicht gut genug“ wie ein schwerer Sandsack auf den Schultern. Dieser Satz trieb ihn an, während er ihn gleichzeitig daran hinderte, glücklich zu sein.

Wer denkt, nicht gut genug zu sein, der hat wenig Selbstbewusstsein und kein reales Selbstwertgefühl. Sie sehen die Leistung, die sie erbringen, oft nicht und sind nicht in der Lage, ihren Wert richtig einzuschätzen. Solche Menschen haben den Drang, immer noch besser zu werden, noch mehr zu erreichen, noch mehr Anerkennung zu bekommen, weil sie dann ganz kurz das Gefühl haben, genug zu sein. Dieser Glaubenssatz blockiert sie darin, Neues auszuprobieren, weil sie sich die Herausforderung nicht zutrauen und Angst vorm Scheitern haben.

Nachdem wir die Ursachen für seine Rastlosigkeit und seinen Drang nach Anerkennung gefunden und bearbeitet hatten, entschied sich Alexander dafür, die neue Stelle anzunehmen. Mit dieser Entscheidung ist er auch heute noch sehr glücklich, denn dort bekommt er die Anerkennung, die ihm zusteht.

Und wie wir Alexander kennengelernt haben, ist es nicht verwunderlich, dass er weiterhin an seinen negativen Glaubenssätzen arbeitet. Das macht sein Leben reicher und seine Sicht darauf positiver. Und damit ist Alexander sehr zufrieden. Deshalb ist er bis heute dankbar dafür, dass ich ihn durch diese schwere Zeit begleitet habe und wir gemeinsam den Weg für ein besseres Leben ebnen konnten. 

Wenn auch Sie spüren, dass negative Glaubenssätze Ihr Jetzt und Ihre Zukunft blockieren, dann lassen Sie uns sprechen und diese gemeinsam auflösen.